Apfelwein, Cidre & Cider

erfrischend vielseitig

Apfelwein

Hessen ist das Stammland des Apfelweins. Vor allem in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet gilt der „Ebbelwoi“ oder das „Stöffche“, wie man ihn in Hessen liebevoll nennt, als „Nationalgetränk“. Längst hat die hessische Spezialität Freunde in ganz Deutschland. Trotzdem trinkt man im Heimatland des Apfelweins noch immer zehn Mal so viel „Stöffche“ wie in der gesamten Bundesrepublik.

In Hessen wird Apfelweinkultur gelebt. Der Bembel und das typische Rautenglas („das Gerippte“) stehen für die gemütliche, traditionelle Seite des Apfelweins. Doch das „Stöffche“ kann auch anders: Inzwischen bieten mehrere Hersteller Apfelwein Rosé an: Das Produkt entsteht durch die Zugabe von einem Schuss Johannisbeersaft zum Apfelwein. Die Rosé-Varianten haben einen etwas geringeren Alkoholgehalt und schmecken lieblicher und fruchtiger als der Original-Apfelwein. Cider, innovative Apfelwein-Mixgetränke und neue, besonders milde Apfelweinsorten präsentieren sich in trendgerechten 0,33 Liter-Flaschen und gehören mit diesem modernen Look auch in der Szenegastronomie dazu. Edle Apfelschaumweine kommen bei Festen und Events bestens an. Und ein heißer Apfelglühwein ist ein schmackhaftes Wintergetränk. Ob traditionell oder innovativ – heutzutage finden beide Aspekte des Getränks ihre Fans in allen Altersgruppen. Auch als alkoholfreier Apfelwein ist der Klassiker inzwischen zu haben.

Apfelwein wird übrigens auch im Saarland und in Baden-Württemberg hergestellt. Dort heißt er Viez bzw. Most.

Die Herstellung

Apfelwein wird aus klassischen Mostäpfeln mit hohem Säuregehalt und festem, saftigem Fruchtfleisch hergestellt. Die Auswahl und Mischung der Sorten prägt den Charakter des jeweiligen Apfelweins. Beliebte Kelteräpfel sind beispielsweise Rheinischer Bohnapfel, Trierer Weinapfel, Renetten, Luiken, Brettacher, Boskoop, Goldparmäne, Winterrambur, roter Eiserapfel, Erbachhofer, Bittenfelder, Schafsnase und Kardinal.

Vom Apfel zum Apfelwein

Ab September werden die frisch geernteten Äpfel in den Apfelweinkeltereien angeliefert. Dort sortiert man zunächst Äpfel mit Faulstellen aus. Das Obst wird gewaschen und grob gemahlen. Die so entstandene Apfelmaische wird anschließend ausgepresst. Unter Zugabe von Hefe beginnt der von der Kelter ablaufende Saft (der sogenannte „Süße“) schon bald zu gären. Es entsteht der „Rauscher“ mit bereits bis zu 3 Volumenprozent Alkohol. Wenige Wochen später beginnt der Apfelwein, sich zu klären. Dieser Prozess kann durch Zugabe geringer Mengen Speierlingsaft gefördert werden. Der Speierling ist die kleine, sehr säurehaltige Frucht des zur Familie der Ebereschen gehörenden Speierlingbaums. Durch diese Zutat entsteht ein kräftiger, gerbstoffbetonter Apfelwein. Vor Oxidation und Verderbnis wird das Produkt durch leichte Schwefelung oder durch Kälte und Pasteurisation geschützt. Im Dezember ist der neue Apfelwein fertig für die Abfüllung. Soll das Produkt als klarer („blanker“) Apfelwein abgefüllt werden, werden die restlichen Trubteilchen vor der Abfüllung durch Mikrofiltration bzw. Schönung abgetrennt.

Die neuen Milden

Seit ein paar Jahren gibt es neben dem traditionellen „Ebbelwoi“ neue, besonders milde Apfelweine. Sie sprechen Verbraucher an, denen die klassischen Produkte im Geschmack zu herb sind und gewinnen so neue Fans für den Apfelwein. Vor allem bei Frauen kommen die neuen Milden an. Ihre Milde erhalten diese Apfelweine durch ausgewählte Apfelsorten, die erst spät geerntet werden.

Landestypisch: Viez und Most

Die Apfelweinherstellung hat in Deutschland auch im Saarland und in Baden-Württemberg Tradition. Was dem Hessen sein „Ebbelwoi“, ist dem Schwaben sein „Most“ und in der Saar-Mosel-Region der „Viez“. Die Herstellung weist landestypische Unterschiede auf: So dürfen bei der Herstellung des schwäbischen Mosts Wasser zugesetzt und sowohl Äpfel als auch Birnen verwendet werden.

Cider

Cider ist eine international übliche Bezeichnung für alkoholhaltige Getränke auf der Basis von Apfelsaft. Unter dem Begriff Cider werden in Europa ganz unterschiedliche Getränke hergestellt und vertrieben. Im Cider-Mutterland Großbritannien versteht man darunter traditionell einen mit Kohlensäure versetzten, häufig deutlich restsüßen Apfelwein, der meist unter Wasserzusatz hergestellt wird. In Deutschland gibt es für Cider bislang keine rechtlich festgelegte Definition. Ein englischer Cider, der in Deutschland auf den Markt kommt, wird hier z. B. als apfelweinhaltiges Getränk deklariert. Der VdFw sieht den Bedarf, das Verständnis zu vereinheitlichen und Mindestanforderungen festzulegen und setzt sich dafür ein, eine Definition von Cider und dessen Herstellung in Deutschland zu schaffen.

Cidre – leicht und spritzig

Eine hohe Restsüße und der Kohlensäuregehalt verleihen dem Cidre seine spritzig-fruchtige Note. Cidre ist die ursprünglich aus Frankreich (genauer aus der Bretagne und der Normandie) stammende Variante des Apfelweins. Heute bereichern auch einige deutsche Apfelweinhersteller ihr Sortiment um in der eigenen Kelterei hergestellten Cidre. Bei der Cidre-Herstellung wird nur ein geringer Teil des im Most enthaltenen Zuckers vergoren. Dadurch liegt sein Alkoholgehalt unter dem unseres Apfelweins. Der liebliche „Cidre doux“ hat etwa 2 Volumenprozent, der eher herbe „Cidre brut“ um die 4 Volumenprozent Alkohol.

Apfeltischwein – eine ostdeutsche Spezialität

Eine Spezialität aus den neuen Bundesländern ist Apfeltischwein. Er wird hergestellt, indem der gärende Most mit Zucker versetzt wird. Das Ergebnis ist ein Apfelwein, der mit etwa 8 bis 10 Volumenprozent Alkohol stärker ist als klassischer Apfelwein wie wir ihn aus Hessen kennen. Dort hat der Apfelwein in der Regel einen Alkoholgehalt von 5 bis 6,5 Volumenprozent.

Alkoholfreier Apfelwein

Erfreulich nicht nur für Autofahrer, sondern für alle, die eine erfrischende Alternative zu anderen alkoholfreien Getränken suchen: Inzwischen haben verschiedene Hersteller auch alkoholfreien Apfelwein im Sortiment. Bei der Herstellung kommt ein besonders schonendes Verfahren des Alkoholentzugs zum Einsatz. So bleibt der typische Apfelweingeschmack erhalten. Erfreulicher Nebeneffekt: In seiner alkoholfreien Variante hat Apfelwein sogar noch weniger Kalorien als der normale Apfelwein. Alkoholfreier Apfelwein wird sowohl im Getränke- und Lebensmittelhandel als auch in der Gastronomie angeboten.